Das Pferde als Medium
"Der Mensch darf nicht vom Tier verlangen, dass es die Sprache des Menschen erlernt, um die Wünsche seines Besitzers erfüllen zu können."
(Henry Blake "Versteh dein Pferd".)
Einleitung
In einer Zeit, in der nur Leistung gefragt ist und die Bewegung in den Hintergrund fällt, möchte man Kindern und Jugendlichen anbieten, ohne Druck in die Natur zu kehren. Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung Bewegung, Natur und Tiere. In diesem Konzept will ich vorstellen - das Pferd als Medium. Das Pferd ist ein Herdentier. Damit das Pferd bereit ist sich einem Menschen
anzuvertrauen, verlangt es vom ihm ein klares und eindeutiges Einfühlen in seine Bedürfnisse. Das Pferd und der Mensch - sie beide sind fähig eine Beziehung aufzubauen, nachdem eine Vertrauensbasis aufgestellt ist. Das Pferd ist ein Lebewesen mit hohem Aufforderungscharakter und es bietet viele Möglichkeiten in der Natur mit dem Pferd zu erleben. Kinder und Jugendliche lernen an dem Pferd rechtzeitig auf die Bedürfnisse des Tieres zu reagieren und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Das Konzept sieht das Pferd als zentralen Motivationsträger, durch den, Kinder und Jugendliche über sich hinauswachsen und neue oder unterdrückte Fähigkeiten entwickeln können. Weiterhin bietet sich eine Möglichkeit zur Entwicklung einer positiven Beziehung zwischen Kind/Jugendliche - Pferd, oder sogar Pferd - Kind/Jugendliche - Betreuer (Reitlehrer).
Ziel
(aus reittherapeutischem Konzept)
Partnerschaft, Respekt, Spaß - das ist es, aus was besondere Erlebnisse und gesunde Beziehungen entstehen. Das Ziel ist es, dass die Kinder und Jugendlichen, durch den respektvollen und spaßorientierten Umgang mit den Pferden, an Erlebnis heran kommen. Noch ein Ziel ist eine Vertrauensbasis aufzubauen, sodass die Kinder, durch das geführte Reiten, das Gefühl des .Getraqenwerdens" erleben können und die Zügel aus der Hand und ihre "Seele baumeln" lassen. Kinder und Jugendlichen sollen das Pferd als Partner annehmen mit seinen ganzen Charaktereigenschaften.
Emotionaler Bereich:
• Aufbau von Vertrauen
• Ängste überwinden (nachdem sie eigenstanden sind)
• Stabilisierung und Steigerung des Selbstvertrauens und Selbstwertgefühls
• Authentizität
Sozialer Bereich:
• Aufbauen von Verantwortungsbewusstsein
• Kontaktaufnahme mit und Akzeptanz von dem Partner
• Steigerung des Durchhaltevermögens
• Toleranz von Frustrationen
• kooperatives Verhalten - Teamfähigkeit - Rücksichtnahme
Körperlicher Bereich:
• Körperbewusstsein
• Wahrnehmung
• Loslassen
• Gleichgewicht beherrschen
Lebenspraktischer Bereich:
• Aufmerksamkeit
• Ausdauer
• Konzentration
• Zeitliche Orientierung
Arbeit mit dem Pferd
Alltag im Pferdestall
Die Kinder und Jugendliche mit Hilfe oder selbstständig putzen, satteln und allgemein richten das Pferd zum reiten. Wie ich schon erwähnte, spiegeln Pferde das Verhalten der Menschen zurück, das heißt, wenn das Kind es nicht schafft beim Putzen Ruhe zu bewahren, dann schafft es das Pferd auch nicht ruhig zu stehen, stattdessen gehen die Pferde weg oder zwicken sogar. Nach dem Reiten gehört es ebenso dazu sich um das Pferd zu kümmern. Absatteln, Trensen auswaschen und alles an die richtigen Stellen zu bringen (jedes Pferd hat einen eigenen Platz für Sattel und Trense). Stallarbeiten, so wie Pferdeboxen misten, gehören auch dazu. Die Kinder müssen der Reitlehrerin genau zuhören (oder anderen leitenden Erwachsenen) was sie zu tun haben. Jedes Pferd hat eigene Sattel und Trense (wegen der Größe), auch Putzzeug wird nicht gern geteilt (wegen möglicher Krankheitsübertragung). Die Kinder müssen auch miteinander kooperieren, z.B., wer mistet, wer bringt Mist weg, wer füttert die Pferde unabhängig von Freundschaften. Arbeit im Stall sollte man nicht unterschätzen, es fordert viel Kraft und Überwindung (nicht jeder mag Pferdeäpfel aufsammeln, oder die Schubkarre säubern). Reiten ist ein Bewegungsfach. Nach dem Kind hat sich bewiesen hat in der Pflege des Pferdes, darf es das Vergnügen erfahren von dem Pferd getragen zu werden. Hier ist Körperhaltung, wacher Verstand und absolutes Vertrauen gefragt. In der Reithalle oder auf dem Reitplatz müssen Kinder auch das Pferdeverhalten untereinander beobachten (nicht jeder verträgt sich mit einander), das heißt wenn die Pferde sich nicht miteinander vertragen, müssen die Reiter eine andere Reihenfolge stellen. Das Kind muss auch dem Pferd vertrauen, dass es nicht abgeworfen wird. Bei der Arbeit mit dem Pferd werden auch viele andere Sinne angesprochen. Geritten wird bei jedem Wetter, ob heiß, ob regen, ob Schnee. Die Pferde haben auch einen eigenen Geruch, vor allem wenn sie nass sind, oft stinken sie. Und wenn die Pferde ihr Winterfell bekommen, dann sind die Haare überall, oft auch im Mund.
Oft passiert, dass auch die mutigsten Kinder erfahren was Angst bedeutet oder Mut zu verlieren. Die ängstlichen Kinder brauchen viel Unterstützung. Aber wenn das Vertrauen aufgebaut ist und erste Erfolge erlebt wurden, ist das Leuchten in den Augen nicht zu übersehen. Jugendliche dürfen auch erfahren, was eine Beziehung ohne Vorurteile bedeutet. Dem Pferd ist es nicht wichtig ob sie hübsch sind oder nicht, ob sie Markenklamotten tragen oder nicht, es geht nur um das Verhalten, die Pflege und für einander da sein. Reiten bedeutet für viele Kinder und Jugendliche erstmalig engen Kontakt zu Tieren. Es bedeutet, sich der Natur zu nähern, was für die Kinder fremd geworden ist und meistens nur mit Schmutz und Unannehmlichkeiten verbunden wird. Die Kinder wissen nicht, dass das gerade geschnittene Gras zu Pferdefutter, nämlich Heu, werden soll. Dies und noch viel mehr ließe sich als Grund anführen warum sich Pferd als Medium anbietet.
Schlusswort
Pferde lassen sich vielseitig einsetzen. Sie nehmen mit einem ohne Vorurteile Kontakt auf, lassen sich streicheln, putzen, führen und sind aktive Partner. Auf ihrem Rücken erleben Menschen Wärme und das Gefühl von »Getragen-sein«. Pferde nehmen menschliche Stimmungen wahr und innere und äußere Haltungen, was sie auch genau rückmelden ob beim putzen, striegeln oder reiten. Dies macht sie zu einem nicht wertenden, vorurteilsfreien Partner. Durch die Arbeit mit dem Medium Pferd werden Kinder und Jugendliche vielseitig und über ihre Sinne angesprochen. So können sie zu sich selber und deren Mitmenschen wieder finden. Die Kinder und Jugendliche lernen sich mit dem Pferd auseinander zu setzen und sich ihm anzupassen. Um ein Pferd zu pflegen muss man sich oft überwinden, aber Arbeit mit ihm verschafft meistens Freude und Erfolgserlebnisse. Zusammen mit dem Pferd auf spielerische Art werden angemessenes Verhalten und eigene Stärken entwickelt.
Gebet eines Pferdes
Bitte sei gut zu mir, und ich werde Dir noch freudiger dienen und Dich gerne haben.
Reiß nicht an den Zügeln, greif nicht zur Peitsche, wenn es aufwärts geht. Schlage und stoße mich nicht, wenn ich Dich missverstehe, sondern gib mir Zeit, Dich zu verstehen.
Halte mich nicht für ungehorsam, wenn ich Deinen Willen nicht erfülle. Vielleicht sind Sattelzeug und Hufe nicht in Ordnung.
Prüfe meine Zähne, wenn ich nicht fressen will, vielleicht tut mir ein Zahn weh. Du weißt, wie das schmerzt.
Halte mich nicht zu kurz und kupiere meinen Schwanz nicht, denn er ist meine einzige Waffe gegen Fliegen und Mücken.
Und wenn es einmal zu Ende geht, lieber Herr, wenn ich Dir nicht mehr zu nützen vermag, lasse mich bitte nicht hungern und frieren.
Und verkaufe mich nicht. Liefere mich keinem Fremden aus, der mich langsam zu Tode quält und mich verhungern lässt. Sondern sei so gütig und bereite mir einen schnellen, barmherzigen Tod. Gott wird es Dir lohnen, hier und in Ewigkeit.
Lasse mich dies von Dir erbitten und glaube nicht, dass es mir an Ehrfurcht fehlt, wenn ich es im Namen dessen tue, der in einem Stall geboren wurde.
Amen
(Aus einem alten englischen Stall)
Quellen:
http://www.erziehungskunst.de/artikel/aus-dem-unterrichtlreiten-als-schulsport/
http://www.henja.info/medium-pferd.html
http://www.infoquelle.de/ManagementiSelbstmanagement/Pferdetraining.phpNeuer Text